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Inhaberin Dipl.- Ing. Sylke Wegener

Leseprobe "Sternzeichengeschichten"

Wer bin ich?

von Michaela Bindernagel

Ich bin ein Wassermann. Jedenfalls wird mir das seit meiner Kindheit so erzählt, weil ich Anfang Februar geboren wurde. Meine Oma war die Erste: Sie schenkte mir eine silberne Kette mit einem Anhänger, auf dem ein langhaariger bärtiger Mann mit einem Dreizack zu sehen war. Ich identifizierte ihn sofort als Neptun. Oder war es Poseidon? Einer von beiden musste es sein, das erkannte ich auf den ersten Blick. Meine Oma nannte ihn Wassermann. Nun gut, das konnte ich noch akzeptieren, herrschten Neptun und Poseidon doch über die Meere und alles Wasser auf der Erde. Dass ich ein Wassermann sein musste, war mir als Kind ohnehin klar: Ich liebte das Meer, das Schwimmen und Tauchen und segelte für mein Leben gern, besonders in einsame Buchten, wo die Ruhe so tief in meinen Körper eindrang, dass meine Haut anfing, wohlig zu kribbeln. Es blieb allerdings eine Frage offen: Ich war ein Mädchen. Wie konnte ich da ein Mann sein?

Nach einigen Tagen fragte ich meine Oma danach. Die Antwort verblüffte mich maßlos: Der Wassermann hat gar nichts mit dem Meer zu tun. Man kann ihn am Sternenhimmel sehen, wenn er sich am Nachthimmel aufhält: ein eher unscheinbares Sternbild mit dunklen Sternen etwas schräg unter dem hellen Atair im Adler. Ausgerechnet an meinem Geburtstag steht er am Taghimmel. Warum soll ich ein Sternbild sein, das niemand sehen konnte, als ich geboren wurde? Ich hatte viele Fragen an meine Oma. Sie erzählte mir davon, dass viele Menschen daran glauben, die Gestirne würden unseren Charakter und unsere menschliche Persönlichkeit mitbestimmen. Ausschlaggebend seien der Zeitpunkt der Geburt und das Sternbild, in dem zu dieser Zeit die Sonne steht. Deshalb könne ich auch den Wassermann um meinen Geburtstag herum nicht sehen. Am meisten verblüffte mich dann die Tatsache, dass mein Sternbild der Luft zugeordnet wurde, nicht dem Wasser. Das konnte gar nicht sein: Ich war ein Wassermädchen, ganz einfach. Das mit den Sternbildern musste als purer Quatsch betrachtet werden! Die Kette allerdings gefiel mir. Ich trug sie eine Zeit lang. Mit Neptun oder Poseidon konnte ich gut leben. Als mich dann aber immer mehr Leute darauf ansprachen, dass ich ein Wassermann wäre, und mich damit zu identifizieren suchten, legte ich schließlich die Silberkette in meinen Schmuckkasten. Dort befindet sie sich heute noch...

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